Vielerorts in Unternehmungen waren sie überall: Am Empfang, im Lift, auf der Toilette und in Sitzungszimmern. Ich spreche von den Leitbildern. In teuren Workshops gemeinsam mit den Mitarbeitern hat man sich darüber geeinigt, welche Werte mit der Firma, in der man arbeitet, vertreten werden können und sich mit dieser identifiziert. Gut gemeinte, aber oft nicht gelebte Grundsätze. Diese zehn oder auch nur sechs Grundsätze, welche den Umgang mit Kunden, Lieferanten und der Belegschaft untereinander zum Ausdruck bringen sollten, waren Kernaussagen, zu denen man wohl stehen konnte, die auch Sinn machten aber irgendwie doch schnell wieder vergessen gingen. Da halfen dann auch kleine Reminders nichts, die in Form von Visitenkarten, das Aufleuchten am Morgen auf dem Bildschirm oder ritualmässiges gegenseitiges Erinnern ihren Dienst übernehmen sollten. Warum eigentlich? Warum ist es schwierig, die fast selbstverständlichen Anstandsregeln nicht zu befolgen? Warum müssen solche überhaupt erarbeitet und niedergeschrieben werden? Ich bin der Überzeugung, dass da was schief gelaufen ist. Ich sehe heute keine solche Leitbilder in Betrieben mehr aufgehängt, praktisch keine solcher Visitenkarten mehr. Öffentlich ist heute allerdings die Homepage der Unternehmung. Dort findet man diese noch immer, wenigstens bei den Firmen, die es sich noch leisten wollen. Ich habe drei Leitbilder von drei grossen Schweizer Firmen für Sie ausgesucht:

Ethik ersetzt Leitbild

Ein Management möchte also, dass seine Mission und Vision verstanden und die Unternehmenswerte als Selbstverständnis umgesetzt werden. Dies gilt dann wieder als Teil der Corporate Identity oder gar als Compliance. Heute wird in der Wirtschaft, aber top aktuell, auch im Sport, vermehrt von Ethik gesprochen. Nicht eingehaltene Verhaltensregeln mit Schlagzeilenniveau, die es in die Weltpresse bringen, werden dann Korruption oder Werteskandal genannt. Eine Ethikkommission, nämlich die der FIFA, ist zurzeit im weltweiten Rampenlicht, aber auch VW:

  • Ethikkommission will Blatter suspendieren:
    „Mitglieder der Fifa-Ethikkammer haben sich für eine 90-tägige Sperre ausgesprochen. Diese droht auch den Präsidentschaftskandidaten Platini und Chung.“  –  7. Oktober 2015, Quelle: ZEIT ONLINE
  • VW-Skandal – Vom Wert der Werte:
    „Schluss mit den Lügen“, fordern die Umwelt-Aktivisten von Greanpeace mit Pinocchio-Figuren am Tor Sandkamp vor dem VW-Werk in Wolfsburg.  –  7. Oktober 2015, Quelle: capital.de, Hermann Wala
  • Compliance-Wächter haben versagt, VW-Skandal offenbart mangelhafte Aufsicht
    Warum ist die Manipulation von Abgastests so spät aufgeflogen? VW erlebt nicht den ersten Skandal, es gibt bereits viele Frühwarnsysteme für Fehlverhalten. Trotzdem gibt es offenbar Lücken im Regelwerk für gute Unternehmensführung. Und da ist VW kein Einzelfall.  –  27. September 2015,Quelle: n-tv.de

Sogar der Eidgenössische Schwingerverband schreibt in seinem Leitbild über die Ethik und die Kommunikation folgendes:

  • ETHIK: Das Schwingen ist geprägt von gegenseitigem Respekt und Achtung. Dabei bildet die Kameradschaft einen unabdingbaren Grundstein und wird dementsprechend gepflegt. Wir wollen sauberen und fairen Sport und verurteilen jedes unerlaubte Hilfsmittel zur persönlichen Leistungssteigerung. Wir sind politisch und konfessionell neutral und stehen für alle Schwingbegeisterten offen.
  • KOMMUNIKATION: Wir kommunizieren ehrlich, aktiv und transparent. Mit zeitgemässen Kommunikationsinstrumenten fördern wir die Akzeptanz und die Glaubwürdigkeit des Schwingsportes. Mit einer kontinuierlichen Ausbildung der Medienverantwortlichen stellen wir eine professionelle Kommunikation sicher.

Eine traditionelle und saubere Sportart benötigt also wie die Wirtschaft ebenfalls Regeln.
Auf Grund welcher Spielregeln sollen dann Ehen, Familienleben, Freundschaften gelebt werden? Wer bestimmt dies und was gilt eigentlich als Massstab? Wie dominant ist da ein gewisser Zeitgeist mitbestimmend? Es könnten viele Bereiche unseres Lebens analysiert werden. Denken wir nur an Sterbehilfe (in der Schweiz erlaubt und in Deutschland seit wenigen Wochen nun vorläufig verboten), und wir würden uns über den schleichenden Zerfall unseres Wertesystems wundern.

Meine Arbeitsstelle im Sog des gesellschaftlichen Wandels und Wertezerfalls

Wie haben Sie das Image der Firma, für die Sie heute arbeiten, auf einer Skala von 1-10 bewertet und auf welchen Zahlenwert würden Sie diese Einschätzung heute vornehmen? Momentan sind Ansehen und Reputation fast jedes Arbeitgebers öffentlich. Finden Sie dazu Ihren heutigen oder künftigen Arbeitgeber unter: www.kununu.com
Wie sämtliche Beurteilungen sind auch diese mit einer gewissen Vorsicht zu geniessen. Aber immerhin geben diese Votings Hinweise darauf, was bei einer Bewerbung vielleicht beachtet werden oder aber direkt gefragt werden sollte. Von Werten und Kultur wird oft gesprochen, aber wie diese gelebt und vorgelebt werden, sind aus meiner Erfahrung her oft zwei verschiedene Dinge. Früher hiess es Firmentreue, heute würde man Loyalität oder Integrität als Worte benutzen. Firmentreue hiess damals eine lange Firmenzugehörigkeit – ob die Leute dabei das Beste gegeben haben steht dabei in Frage. Und auch Pflichtbewusstsein. Ein Wert, welcher heute eher verpönt ist und an ungenügende Flexibilität und Sturheit angelehnt wird. Als Stärke wird diese jedenfalls in Interviews nicht mehr aufgezählt.

Diese Themen will ich nun regelmässig aufgreifen und ich bin mir sicher: Aktuelle Schlagzeilen gibt es nicht nur zum VW-Abgas-Skandal und zur FIFA. Ich will generell auch immer wieder Stellung zu unserem Berufsalltag nehmen und zum Umgang innerhalb von Geschäftsleitungen, Verwaltungsräten, Expertenteams und anderen Einheiten und Beziehungen innerhalb der Berufswelt.

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